[Werbung] Online-Hundeschule, Hundeverhaltenstherapeuten, Hundetrainer,…. es wimmelt nur so mit Leuten, die sich angeblich mit Hunden auskennen. Bei dieser Masse ist es gar nicht so einfach etwas zu finden, das zu einem passt.
Die richtige Welpenschule
Laika ist unser erster Hund. Dementsprechend wollten wir direkt im Welpenalter eine Hundeschule besuchen. Gerade für den Umgang mit anderen Hunden war das für Laika wichtig. Wir konnten dort Fragen stellen, gemeinsam etwas trainieren und es gab dort auch ein kleines Bällebad, Wackelbretter und verschiedene Untergründe, über die die Hunde laufen konnten. So wurden die Welpen direkt an verschiedene Umweltreize gewöhnt. Wir waren am Anfang also wirklich begeistert von dieser Hundeschule…
Was ich leider viel zu spät gemerkt habe ist, dass diese „Welpenstunden“ für Laikas Erziehung absolut kontraproduktiv waren. Direkt zu Beginn durften die Hunde nämlich miteinander spielen, damit sie sich „etwas beruhigen“. In dem Moment, wo ich diesen Satz gerade so schreibe, merke ich mal wieder, wie wenig Ahnung wir damals doch von Hunden hatten. Durch dieses „Spielen“ direkt zu Beginn, hat sich bei Laika eine große Erwartungshaltung aufgebaut, die wir nur mit monatelangem Training mühsam wieder abbauen konnten. Und selbst heute, über 2 Jahre später, ist diese Erwartung nicht komplett weg. Wir werden sie wahrscheinlich nie ganz abbauen können. Vielmehr haben wir gelernt, wie wir stressfrei und ruhig mit dieser Erwartungshaltung umgehen können. Laika hört mittlerweile sehr gut bei anderen Hunden, aber das war ein langer Weg und die Erwartung wird bleiben.
Abgesehen von dieser Problematik bestand das angebliche „Spiel“ der Welpen dauerhaft aus Mobbing der Jüngeren und Kleineren und Laika war mit ihren 10 Wochen damals eben leider die Jüngste. Die anderen Welpen kannten sich bereits und waren alle schon 5-6 Wochen älter. In diesem Alter fällt der Altersunterschied einfach auf. Sowohl in der Entwicklung, als auch in der Größe. Für uns, als unerfahrene Hundehalter, sah das natürlich alles nach einem Spiel aus. Im Nachhinein weis ich es besser.
Dieses Problem habe ich allerdings erst richtig realisiert, als wir schon lang nicht mehr in dieser Hundeschule waren. Der Grund für unseren Weggang war nämlich ein anderer. Als die Hunde älter wurden, wurde natürlich auch an der Leinenführigkeit gearbeitet. Solang ich ein Leckerli in der Hand hielt, funktionierte das alles prima. Als das Leckerli weg war, hatte Laika keine Ahnung, was sie tun sollte. Die Lösung der Trainerin: „Mach den Hund doch eher an ein Halsband. Dann hast du mehr Kontrolle und der Hund merkt, wenn du ruckst“. Das war für mich der Punkt, an dem ich beschlossen habe, dass wir dort nicht mehr hin gehen werden. Ich möchte weder an der Leine groß rucken, noch einen impulsiven und sprunghaften Junghund an einem Halsband führen. Dafür war Laika einfach zu hibbelig.
Im Nachhinein hatte diese Hundeschule ganz sicher die besten Absichten, hat aber uns persönlich bzw. unserem Training mehr geschadet, als was sie gut tat. Ich bin froh, dass ich dort auf mein Bauchgefühl gehört habe und dann rechtzeitig entschieden habe, dass diese Hundeschule nicht das Richtige für uns ist.
Junghundeschule und Begleithundetraining
In Laikas Junghundealter besuchten wir dann eine andere Hundeschule. Dort gingen wir auch zum Agility. Unsere Erfahrungen im Agility könnt ihr hier lesen. Weiterhin besuchten wir dort auch einen Kurs für Junghunde und später einen für das Begleithundetraining. Beide Kurse waren um Welten besser, als der Kurs in der Welpenschule. Häufig wurde in diesen Kursen gar nicht mehr oder nur gegen Ende gespielt. Wir haben dort den Rückruf gefestigt und auch die Leinenführigkeit lief um einiges besser.
Zu einer Begleithundeprüfung hätten wir definitiv antreten können. Das hätten wir ganz sicher geschafft. Allerdings habe ich für mich dann irgendwann beschlossen, dass ich diese Prüfung mit Laika gar nicht machen möchte. Ich brauche sie weder für irgendwelche Turniere oder Ausbildungen, noch möchte ich, dass mein Hund stramm wie ein Roboter neben mir läuft. Ein entspanntes Fuß laufen hinter mir, reicht mir völlig im Alltag. Einige der Übungen und Aufgaben aus der Begleithundeprüfung machen Sinn, aber es sind für mich persönlich genauso viele unsinnige und völlig veraltete Dinge dabei, bei denen ich es einfach nicht eingesehen habe, sie Laika beizubringen
Im Großen und Ganzen war diese Hundeschule wirklich in Ordnung. Trotzdem wurde dort unser eigentliches Problem nicht erkannt. Stattdessen kamen Sätze wie: „Es ist eben ein junger Labrador. Die sind so unruhig und wild“.
Die richtige Hundeschule
Durch den Tipp einer Freundin gelangten wir dann nach Erfurt in die Martin Rütter DOGS Hundeschule. Dort fühlten wir uns direkt wohl. Wir standen nämlich nicht direkt zu Beginn auf dem Hundeplatz, sondern wurde in einem Gespräch im Büro erst einmal gebeten etwas über uns, unseren Alltag und unsere Probleme zu erzählen. Die komplette Struktur in unserem Alltag wurde analysiert und wir wurden ordentlich ausgefragt. Noch bevor wir überhaupt einen richtigen Schritt auf die Wiese gesetzt hatten, wusste die Trainerin direkt, wo unser Problem liegt und konnte es sofort auf den Punkt bringen. Laika fehlte es an Ruhe, Frusttoleranz und einer Menge Impulskontrolle. Weiterhin manipulierte und kontrollierte sie uns im Alltag. Sie machte Dummheiten nur um unsere Aufmerksamkeit zu erhalten und in ihren Augen war ein Schimpfen oder ein „Nein“ schon Aufmerksamkeit genug. Wir hatten sie einfach viel zu wenig ignoriert, viel zu wenig auf Grenzen bestanden und waren einfach nicht konsequent genug bzw. konsequent an den falschen Stellen.
Erst da habe ich begriffen, dass Hundetraining nicht nur aus der Abfolge von Signalen, sondern viel mehr aus Bindung und Struktur im Alltag besteht. Ich kann beispielsweise nicht von Laika verlangen, dass sie Fuß läuft, wenn sie nicht mal die Grenze eines festen Schlafplatzes einhalten kann.
Wir haben dann mit einem gezielten Trainingsplan, einigen Regeln und fleißigem Üben die Probleme mit Laika innerhalb kürzester Zeit in den Griff bekommen. Schon 4 Wochen später konnte sie bei Besuch oder auch im Restaurant ganz entspannt auf ihrer Decke liegen und ist eingeschlafen. Im Laufe der Zeit wurden Hundebegegnungen entspannter, sie wurde draußen aufmerksamer, der Rückruf klappte besser und auch die Leinenführigkeit lief plötzlich ohne Futter in der Hand sehr gut.
Ich denke, wenn wir von Anfang an in dieser Hundeschule gewesen wären, hätten wir uns einiges an Stress und Nerven gespart.
Wie finde ich eine gute Hundeschule?
Seid ihr also auf der Suche nach einer Hundeschule, dann schaut, dass ihr euch wohl fühlt. Habt ihr ein ungutes Bauchgefühl oder es wird von euch verlangt, dass ihr Methoden anwendet, die für euch im Hundetraining absolut nicht in Ordnung sind, dann haltet lieber Abstand von solch einer Hundeschule und sagt im Training auch ganz klar, wenn ihr mit etwas nicht einverstanden seid.
Eure Hunde vertrauen darauf, dass ihr sie lesen könnt und ihr sie schützt. Dazu zählt auch der Schutz vor fragwürdigen Methoden in manchen Hundeschulen. Abgesehen davon merken eure Hunde, wenn ihr nur halbherzig bei der Sache seid, weil euch etwas nicht zusagt.
Leider ist es so, dass es in Deutschland keine anerkannte, zertifizierte Ausbildung zum Hundetrainer gibt. Im Prinzip kann sich jeder „Hundetrainer“ nennen, der irgendwo und irgendwann mal etwas mit Hunden zu tun hatte. Ob eine qualifizierte Ausbildung absolviert wurde, wird dabei von den Kommunen nur selten oder oberflächlich geprüft. Selbst wenn eine Ausbildung vorliegt, unterscheiden sich die einzelnen Ausbildungen sehr stark in ihrer Qualität. Während manche Ausbildungen viele Praxiseinheiten enthalten und 1,5 – 2 Jahre andauern, können andere innerhalb von 4 Wochen online absolviert werden. Meine Erfahrungen mit der Ausbildung zum Martin Rütter DOGS Coach könnt ihr hier lesen. Diese Ausbildung absolviere ich seit diesem Jahr.
Schaut bei Einzeltrainings, dass der Ursache eurer Probleme auf den Grund gegangen wird. Eine gute Hundeschule zeigt euch nicht nur, wie Sitz und Platz funktioniert, sondern wie ihr eine Bindung zu euren Hunden aufbaut und wie ihr mit Regeln und Struktur im Alltag für ein entspanntes Miteinander sorgt.
Im Gruppentraining ist eine individuelle Betreuung nur begrenzt möglich. Aber die Gruppen sollten nicht zu groß gewählt sein und natürlich sollte in Welpen- und Junghundegruppen nicht wild drauf los gespielt werden, sondern das Spielen eher kontrolliert ablaufen. Der Trainer sollte auch mal dazwischen gehen können, wenn ein Hund ständig gemobbt wird. Ein guter Hundetrainer sollte zwischen Spiel und Mobbing unterscheiden können.
Weiterhin muss man für viele Dinge das Hund-Mensch-Team persönlich sehen um den Hund in den verschiedensten Situationen testen zu können. Deshalb stehe ich Online-Training immer etwas kritisch gegenüber. In manchen Situationen mag das funktionieren, aber in den meisten Fällen und bei komplizierteren Problemen sind Ferndiagnosen ohne ein persönliches Vorgespräch wirklich schwierig.
Haltet also die Augen offen bei der Wahl der Hundeschule. Es gibt viele gute oder sogar sehr gute Hundeschulen, aber leider auch einige schwarze Schafe. Was gut ist und was nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden, denn jedes Mensch- Hund-Team ist anders und jeder hat andere Vorstellungen. Aber schätzt genau ein, ob die von euch ausgewählte Hundeschule oder der Hundetrainer zu euch und eurem Hund passt. Testet also ruhig in Schnupperstunden mehrere Möglichkeiten, um das Beste für euch zu finden.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Hundeschulen gemacht?