Auf unserem Blog findet ihr nicht nur Beiträge zum Alltag und Hundetraining, sondern auch Beiträge zu Aufklärung und Rasseportraits. Leider werden viele Hunderassen nur aufgrund ihrer Optik oder Beliebtheit angeschafft, deshalb habe ich einige Bloggerkolleginnen gefragt, ob sie aus dem unverblümten Alltag mit ihren Hunden berichten möchten. So entstand eine Beitragsreihe. Hier findet ihr den Islandhund im Rasseportrait. In diesem Beitrag erzählt Michaela von „Icelandicmilo“ aus dem Leben mit ihrem Islandhund Milo.
Der Ursprung des Islandhundes – ein Allrounder
Der Islandhund (auch Islandspitz oder isländischer Schäferhund genannt) ist eine sehr ursprüngliche Rasse, dessen Ursprung als einzige Hunderasse in Island liegt. Dementsprechend sind sie enorm anpassungsfähig und robust, auch in der kalten und nassen Jahreszeit.
Der Islandhund ist ein Hütehund und wurde zum Hüten und Treiben der Pferde und Schafe sowie zum Vertreiben von Vögeln gezüchtet. So schützten sie früher die Lämmer und die zum Trocknen aufgehängten Trockenfische. Isländer bewachen den Hof lautstark und melden Besucher dementsprechend lautstark an, dabei sind Sie jedoch freundlich gesinnt.
Durch die teilweise isolierten Höfe ist der Islandhund sehr gebunden an seine Familie. Er liebt es im Mittelpunkt seiner menschlichen Familie zu stehen. Islandhunde binden sich meist an eine Bezugsperson, aber gehen auch offen auf andere Menschen oder Artgenossen zu und spielen gerne mit Kindern. Sie gelten als Energiebündel, welches fröhlich und stets an seiner Umwelt interessiert ist. Sie sind neugierig, freundlich, verspielt, mutig, lernfreudig, lebhaft, kontaktfreudig, selbstbewusst, bellfreudig und intelligent. Nicht zu unterschätzen ist allerdings der typisch nordische Dickschädel.
Islandhunde eignen sich für viele Sportarten. Sie sind wendig, trittsicher, haben eine schnelle Auffassungsgabe und sind gerne aktiv. Perfekt für Agility, als Reitbegleithund oder auch für die Rettungshundearbeit (wie bei Milo und mir).
Aussehen und Optik des Islandhundes
Rüden: ca. 46cm Schulterhöhe, Hündinnen: ca 42cm Schulterhöhe, Gewicht: ca. 9-18kg
Typisch ist das Aussehen eines nordischen mittelgroßen Spitzes. Dabei prägen mittelgroße Stehohren und eine wuschelige, über den Rücken getragene Rute, die Isländer. Ein weiteres Merkmal sind die doppelt ausgebildeten Afterkrallen an der Hinterhand der Hunde. Ihr Ausdruck ist freundlich und wirkt fröhlich. Der Körperbau ist eher kompakt. Die Optik der Isländer variiert allerdings. Es gibt viele mögliche Farbschläge: schwarz, braun, grau, rot, creme und mit oder ohne weiße Abzeichen. Typisch ist allerdings das creme bis rostrotes Fell. Das Fell hat eine dichte Unterwolle. Es gibt zwei Varianten: Kurzhaarige Isländer mit mittellangem Fell und langhaarige Isländer mit langem Deckhaar.
Wesen des Islandhundes
Der Jagdtrieb beim Islandhund
Islandhunde sind Hütehunde. Auch wenn in den Rassebeschreibungen steht, dass kein Jagdtrieb vorhanden ist, so ist natürlich der Hütetrieb vorhanden. Dementsprechend würde ich nicht davon ausgehen, dass sie kein Interesse an Wild haben. Rennt er letztendlich einem Reh hinterher, ist es egal, ob es aus der Motivation der Jagd oder des Hütens heraus ist.
Klein, Süß und Flauschig – Vorurteile beim Islandhund
Die meisten Menschen würden Islandhunde als klein, süß und flauschig beschreiben. Die Hunde selbst sehen sich allerdings meist komplett anders. Ich denke, sie würden sich selbst eher als groß, mutig und eindrucksvoll beschreiben. Vor allem das lange Fell, der freundliche Gesichtsausdruck und die handliche Größe wirken sehr einladend. Allerdings sollte man den selbstbewussten und bewegungsfreudigen Hund nicht unterschätzen. Der nordische Dickschädel benötigt eine liebevolle Konsequenz. Ebenso neigen die Islandspitze – typisch Spitz – zum Bellen. Das sollte jedem bewusst sein.
Der Islandhund ist intelligent, lebhaft und benötigt sowohl körperliche, als auch geistige Auslastung. Bei ausreichender Auslastung ist er ein ruhiges und ausgeglichenes Familienmitglied. Er wird als „großer Hund in kleiner Verpackung“ bezeichnet. Bei einer mittleren Körpergröße ist er ein freundlicher, selbstbewusster und arbeitswilliger Hund und eben nicht nur klein, süß und flauschig.
Der Alltag mit meinem Islandhund
Charakterstark. Milo ist unglaublich mutig, selbstbewusst und direkt. Er weiß, was er will und ist bereit seine Interessen auch durchzusetzen. Dementsprechend braucht man für die Erziehung liebevolle Konsequenz, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen. Auch bei Hundebegegnungen ist seine Charakterstärke meist kein Vorteil. Auf der anderen Seite ist sein Selbstbewusstsein auch beeindruckend zu sehen und praktisch zum Arbeiten. Vor allem in der Rettungshundearbeit ist das mutige und selbstbewusste Ego von Vorteil. Ebenso haben wir eine sehr starke Bindung. Diese musste ich mir erst verdienen und Milo hat sie zu keinem anderen. Das schätze ich sehr.
Intelligent. Er lernt unglaublich schnell. Sowohl Positives, als auch Negatives. Beispielsweise hat Milo bei der Konditionierung der Hundepfeife schnell gelernt, dass ich ihn auch bei falschem Verhalten zurückpfeife und er dafür dann einen Jackpot bekommt. Dementsprechend hat er bewusst falsches Verhalten gezeigt, um zurück gepfiffen zu werden. Davon kann ich 100 weitere Situationen aufzählen.
Arbeitswillig. Milo liebt es mit mir zu arbeiten, stundenlang, absolut konzentriert und mit viel Freude. Egal ob Impulskontrolle, Unterordnung, Tricksen oder beim Fotografieren. Das macht unglaublich viel Spaß und motiviert mich sehr. Auf der anderen Seite fällt es ihm schwer nichts zu tun. Er benötigt alternative Beschäftigungen, da er sich seine Aufgaben sonst selbst sucht. Sei es jagen, korrigieren oder kontrollieren.
Wie ihr seht, sollte die Anschaffung eines Islandhundes gut überlegt sein. Er ist eben nicht nur kniehoch, süß und flauschig, sondern ein selbstbewusster Hund, der weiß, was er will und seine Motivation nach beschäftigt und erzogen werden will. Eben „ein großer Hund in kleiner Verpackung“.
Weitere Beiträge von Michaela und Milo findet ihr auf ihrem Instagramaccount oder ihrer Website „Icelandicmilo“.